Jeder Diätgeplagte kennt das Auf und Ab des Gewichts. Immer wieder werden ohne Sinn und Verstand neue Diätversuche gestartet, um möglichst schnell ein paar Pfunde zu verlieren. Vergleichbar mit einem Bumerang wird man sein Fett zunächst los. Doch kurze Zeit später kehrt es gnadenlos auf Bauch, Po und Hüften zurück. So ist nach der Diät mal wieder vor der Diät. Gewicht verlieren, das schafft jeder. Aber den verlorenen Pfunden für immer den Rücken zukehren, das gelingt den Wenigsten.
Gerade mal eine von sechs Übergewichtigen schafft es einen Gewichtsverlust von mindestens 10 Prozent ein Jahr lang zu halten, so das Ergebnis einer großen amerikanischen Beobachtungsstudie. Forscher vermuten zudem, dass ein schneller und radikaler Gewichtsverlust zu Diätbeginn den Abnehmwilligen zwar erst einmal spürbar mehr Leichtigkeit verschafft, der Jojo-Effekt aber anschließend besonders heftig zuschlägt. Wer dagegen mehr Geduld beim Abspecken aufbringt und sich lieber peu à peu von seinen Rundungen verabschiedet, hat bessere Chancen die gewonnene Leichtigkeit langfristig zu genießen. Die Fettzellen haben so mehr Zeit sich an das durch den Gewichtsverlust hinterlassene Hormonchaos anzupassen, so zumindest die Hypothese der Forscher. Jojo-geschädigten Menschen wird oftmals mangelnde Disziplin für das Scheitern der Diät vorgeworfen. Sicherlich spielt die sinkende Motivation und das inkonsequente Umsetzen des neu erlernten Ess- und Ernährungsverhaltens eine wichtige Rolle. Aber das allein erklärt das Auf und Ab des Gewichts nicht.
Wer Pfunde verliert muss nach der Diät gegen sein eigenes Gewichtsverteidigungssystem ankämpfen. Beim Abnehmen leiern Fettzellen aus – ein Zustand den der Körper als Energiemangel wertet. Um diesen wieder zu kompensieren, wird in der Fettzelle auf Hochbetrieb neues Fett gebildet und zwar mit Hilfe eines fettaufbauenden Enzyms, dessen Aktivität nach der Diät um das 3fache zunimmt. Dieser Prozess erfolgt so lange, bis die Fettzelle wieder randvoll gefüllt ist. Darüberhinaus gerät die Hunger-Sättigungsregulation völlig aus der Bahn. Die Produktion des Sättigungshormons Leptin sinkt mit dem Verlust der Fettmasse drastisch ab. Um dem entgegenzuwirken setzt unser Körper alle Hebel in Bewegung, um eine rasante Fett-Rückspeicherung in den Zellen zu bewirken: quälender Hunger, gesteigerter Appetit und Senkung des Energieumsatzes sorgen dafür, dass mehr gegessen, dafür aber weniger verbrannt wird. Auf diese Weise werden Fettzellen innerhalb kürzester Zeit wieder schön prall gefüllt wodurch sie endlich Ruhe geben. Ein weiterer Diät-Nebeneffekt ist die verminderte Bildung biologisch aktiver Schilddrüsenhormone, was den Stoffwechsel zusätzlich drosselt. Weiterhin sorgen der Abbau kalorienverbrennender Muskelmasse sowie der verringerte Energiebedarf des „erschlankten“ Körpers für eine weitere Absenkung des Grundumsatzes.
Aber kein Grund jetzt den Kopf hängen zu lassen. Wie Sie das Absinken Ihres Energieumsatzes nach dem Abspecken verhindern können, weiß eine Forschergruppe um Dr. Cara Ebbeling vom Boston Children’s Hospital. Ihr Ziel war es, in einem klinisch kontrollierten Experiment herausfinden, welche Ernährungsmethode bei zuvor „abgespeckten“ Probanden den Ruhe- und Gesamtenergieumsatz in der Stabilisierungsphase am wenigsten herabsetzt. Für diese Studie haben sie 21 übergewichtige Testpersonen zunächst mit einer Standarddiät 10-15 % ihres Körpergewichts abnehmen lassen. Anschließend wurden sie in 3 Diät-Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekam eine Low-Fat-Ernährung mit vielen Kohlenhydraten, verabreicht. Gruppe 2 durfte etwas mehr Fett, aber weniger blutzuckerwirksame Kohlenhydrate essen und Gruppe 3 wurde angehalten die Atkins-Diät, die sehr wenige Kohlenhydrate, dafür viel Fett und Eiweiß enthält, umzusetzen. Alle Diäten lieferten die gleiche Menge an Kalorien. Nach vier Wochen wurde gemessen. Während der Gesamtenergieumsatzes bei der fettarm ernährten Testgruppe mit 423 kcal pro Tag am stärksten den Energiesparkurs ansteuerte, war dieser mit abnehmender Kohlenhydratzufuhr schwächer ausgeprägt. In Gruppe zwei sank der Gesamtenergieumsatz um 297 kcal und in der der Atkins-Gruppe nur noch um 97 kcal pro Tag ab. Diese Studie widerlegt auch die These, dass eine Kalorie eine Kalorie ist. Denn obwohl die Atkins-Gruppe über die Nahrung genauso viele Kalorien zuführte wie die Low-Fat-Gruppe, konnte sie im Vergleich ein Energie-Mehrverbrauch von 300 kcal pro Tag erzielen. Fazit: Wer sich auch langfristig über seine verlorenen Pfunde erfreuen möchte, sollte mehr Eiweiß und weniger Kohlenhydrate essen. Low-Fat-Diäten dagegen lassen Diäterfolge schneller schrumpfen.
Quelle:Gesellschaft für Ernährungsforschung e.V.